Man sitzt ewig vorm Computer. Schon mal das erste Problem!

Man erdenkt sich die geilsten Sachen. In seiner schriftstellerischen Arroganz viel bessere Geschichten als die, die man sonst zu sehen und zu lesen bekommt.

Und dann versucht man, das Ganze zu Dokument zu bringen.

Und dann hat man den Salat!

Im Kopf mag das alles Form und Farbe annehmen, aber die Gedanken in Worte zu fassen, ist eine andere Sache.

Jeder Mensch ist kreativ. Gut. Im Gehirn jedenfalls.

Wahre Kreativität, also Schöpferkraft, entfaltet sich allerdings erst in der Umsetzung. Alles andere zählt nicht und bedeutet nur: „Das hätte ich auch gekonnt“. Hast du aber nicht gemacht! Also halt die Klappe!

Es ist nicht Kunst, sich Neues auszudenken, sondern es zu erschaffen – aufzuschreiben, zu zeichnen, zu malen, in Stein zu hauen, zu bauen, zu spielen, zu singen, zu filmen.

(Weitere Kunstschaffende mögen es mir verzeihen, wenn ich sie vergessen habe.)

Tja, und dann will man das machen und sitzt da.

Da hilft nur das rote Nass.

Zur Beruhigung der Nerven.

Zur Entspannung. Denn gerade in solchen Momenten soll die Kreativität besonders gut strömen: wenn man abgeschaltet hat, wenn man an nichts denkt und das Unterbewusstsein arbeiten lässt, wenn der innere Nazi nichts mehr zu melden hat.

Also gibt man sich die Kante.

Es strömt der Wein.

S’Problem wird klein.

Wie schlimm der Reim!

Aber die meiste Zeit verbringt man tatsächlich nicht mit dem Schreiben, sondern dem Nachdenken, Recherchieren und Korrigieren. Wenn man vorm Computer sitzt, wird definitiv nicht überwiegend getippt, sondern eher Däumchen gedreht.

Und es ist echt keine coole Arbeit, nach Ideen und Worten zu ringen. Deswegen gibt es viele Beispiele in der Geschichte, die etwas nachhalfen, sei es nun mit legalen oder weniger legalen Naschereien.

Denn leider steht man nicht ständig unter Beschuss des göttlichen Strahls der Inspiration. Gern ließe ich mich davon durchlöchern! Oh Apollon… Meine Weinopfer mögen für dich fließen!

Kreativ zu sein heißt einfach: A R B E I T E N. Sich diszipliniert jeden Tag hinsetzen, denken, schreiben! (Kenne jedenfalls keinen, der die ganze Zeit im Stehen tippt…)

Dann folgt das nächste Problem: Man lernt ständig dazu und fasst sich beim Lesen der (auch nur wenige Monate) älteren Texte an den Kopf!

Was war das denn?

Und das wurde veröffentlicht?

Oh Mann!

Man versteht sich selbst nicht und ist stets im Revidieren und Erneuern begriffen.

Ein hermeneutischer Teufelskreis!

Lange Rede, kurzer Sinn:

Schreiben ist eine Scheißarbeit, weil sie nie aufhört.

Weil der Begriff des Vollkommenen schwerlich auf den eigenen Text anzuwenden ist.

Und weil man als Schriftsteller – also als dieser Wiederholungstäter aus Fleisch und Blut – der Weiterentwicklung unterliegt wie die Schlange der Häutung. Passiert dieser Prozess einerseits zu Beginn recht häufig, wird er später weniger, endet jedoch andererseits nie. Man nähert sich der Perfektion immer nur an und erreicht nie Befriedigung.